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Deutschland

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Inhaltsverzeichnis

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Aktuelle Entwicklungen
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Die erste Ausschreibung für die Strategische Reserve fand im Jahr 2019 1 2 statt und wird seit dem Winterhalbjahr 2020/2021 außerhalb des Strommarkts vorgehalten3. Derzeit wird in Deutschland die Einführung eines Kapazitätsmarktes geplant, der bis 2028 operativ sein soll 4. Die 2024 zerbrochene Ampelkoalition bestehend aus SPD, FDP und Grünen hat sich dabei für einen kombinierten Kapazitätsmarkt bestehend aus zentralen und dezentralen Elementen ausgesprochen. Ob die neue deutsche Bundesregierung bestehend aus CDU, CSU und SPD diesen Weg fortsetzt bleibt abzuwarten. Laut einer ersten Einschätzung von Frontier Economics erscheint es unwahrscheinlich, dass die Bundesregierung am kombinierten Modell festhält und sieht die Einführung eines zentralen Kapazitätsmarkts nach belgischem oder britischem Vorbild als wahrscheinlicher 5. Weiters diskutiert die deutsche Bundesregierung den Einsatz der Strategischen Reserve zur Stabilisierung der Strompreise zusätzlich zur Vermeidung von Versorgungsengpässen 6.

Strategische Reserve
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Ausschreibung
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Alle Reserven werden ausschließlich für die Wintersaison beschafft und nur aktiviert, wenn der Markt nicht geräumt wird, das heißt, wenn das Angebot nicht ausreicht, um die Nachfrage zu decken. Der Markt gilt als nicht geräumt, wenn an den Strombörsen - im Day-Ahead- oder im Intraday-Markt (bei den Auktionen, oder während des kontinuierlichen Intraday-Handels im Tagesverlauf) - die Nachfrage am technischen Preislimit innerhalb einer Stunde nicht vollständig durch Angebote zur Erzeugung gedeckt wird 7. Um die Kapazitätsreserve in der gesetzlich angestrebten Höhe von 2 GW zu bilden, führen die verantwortlichen Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) alle zwei Jahre einen gemeinsamen Beschaffungsprozess durch 8 9.

Vergütung
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Die Anlagen in der Reserve erhalten eine jährliche Vergütung, die im Beschaffungsprozess des ÜNB festgelegt wird. Diese Vergütung soll die folgenden Kosten decken 10 9:

  • Vorhaltung der Anlage
  • Anlaufvorgänge gemäß anderen gesetzlichen Vorschriften
  • Wartung
  • Verbesserungen
  • Eigenstromverbrauch der Anlage
  • Abschreibungen
  • Bis zu 16 Einsätze in der Kapazitätsreserve pro Vertragsjahr mit einer Dauer des Abrufs von jeweils bis zu 12 Stunden
  • Personalkosten
  • Start- und betriebsstundenunabhängige Instandhaltungskosten
  • Kosten für die Brennstofflagerungsinfrastruktur sowie Kosten für die Gastransportkapazität.

Separat vergütet werden 10 9:

  • Einspeisung, die innerhalb der Kapazitätsreserve oder Netzreserve angefordert wird
  • Variable Wartungskosten für Einspeisung innerhalb der Netzreserve
  • Sicherstellung der Brennstoffversorgung
  • Kosten, die durch zusätzliche Anforderungen des ÜNB entstehen (zur Herstellung der Schwarzstartfähigkeit oder Blindleistungseinspeisung ohne Wirkleistungseinspeisung)

Die Kosten der Kapazitätsreserve werden über die Netzentgelte weitergegeben 10.

Standardbedingungen regeln die Bedingungen, unter denen ein Vertrag zwischen einem Übertragungsnetzbetreiber und einem Betreiber einer Kapazitätsreserveanlage nach einer Ausschreibung abgeschlossen wird 8.

Teilnahme
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Das Ausschreibungsverfahren steht allen Arten von inländischen Kapazitätsanbietern (Erzeugungsanlagen, Speichern und regelbaren Lasten) offen, sofern sie bestimmte technische Anforderungen erfüllen 11:

  • Netzanschluss im Bundesgebiet mit einer Nennspannung >= 110 kV
  • Anfahrtszeit von maximal 12 Stunden
  • Erfüllung der informationstechnischen und organisatorischen Anforderungen für die Erbringung von Minutenreserveleistung
  • Anpassung der Wirkleistungseinspeisung oder des Wirkleistungsbezugs ab dem Zeitpunkt des Abrufs um mindestens je 30 % der Reserveleistung innerhalb von 15 Minuten
  • bei regelbaren Lasten eine konstante und unterbrechungsfreie Leistungsaufnahme mindestens in Höhe der Gebotsmenge
  • bei Erzeugungsanlagen und Speichern eine Mindestteillast von maximal 50 % der Gebotsmenge.

Anlagen, die in der Kapazitätsreserve gebunden sind, sollten nach Möglichkeit auch die Funktion der Netzreserve übernehmen. Befinden sich die Anlagen in netztechnisch geeigneten Regionen, werden sie von den ÜNBs auch bei Bedarf für die Systemsicherheit aufgrund von Netzengpässen angefordert 3. Kraftwerke dürfen nicht mehr aktiv am Strommarkt teilnehmen und können ihre Leistung nur auf Signal der ÜNBs erhöhen. Anlagen können jedoch nur einige Jahre in der Reserve verbleiben, bevor sie geschlossen werden müssen, um sicherzustellen, dass die Reserve vom restlichen Markt isoliert bleibt. Dies bedeutet, dass Anlagen nach dem Austritt aus der Kapazitätsreserve stillgelegt werden müssen, obwohl dies nicht für Lasten (Stromverbraucher) in der Kapazitätsreserve gilt 10. Dies macht die Teilnahme an der Reserve unattraktiv, was die Markteffizienz verringern und den Wettbewerb bei der Kapazitätsbeschaffung verschlechtern könnte. Anlagen können mehrmals am Beschaffungsprozess für die Kapazitätsreserve teilnehmen 10.

Auktionsergebnisse
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Die Ergebnisse der Ausschreibungen für die Kapazitätsreserve werden auf der Website Netztransparenz.de veröffentlicht.

  1. Erbringungszeitraum 2024-2026

    Auktionsjahr 2023

    In der Auktion 2023 wurden 1.205 MW Kapazität für den Erbringungszeitraum 2024-2026 beschafft. Der Markt-Clearing-Preis betrug 99.990 €/MW/a und lag damit 10 €/MW/a unter dem Preislimit von 100.000 €/MW/a. Die bezuschlagten Bieter waren:
    • Lausitz Energie Kraftwerke AG
    • Statkraft Markets GmbH
    • RWE Generation SE
    • Air Products GmbH
  2. Erbringungszeitraum 2022-2024

    Auktionsjahr 2021

    In der Auktion 2021 wurden 1.086 MW Kapazität für den Erbringungszeitraum 2022-2024 beschafft. Der Markt-Clearing-Preis betrug 62.940 €/MW/a. Die bezuschlagten Bieter waren:
    • Lausitz Energie Kraftwerke AG
    • Statkraft Markets GmbH
    • RWE Generation SE
  3. Erbringungszeitraum 2020-2022

    Auktionsjahr 2019

    In der Auktion 2019 wurden 1.056 MW Kapazität für den Erbringungszeitraum 2020-2022 beschafft. Der Markt-Clearing-Preis betrug 68.000 €/MW/a. Die bezuschlagten Bieter waren:
    • Lausitz Energie Kraftwerke AG
    • Statkraft Markets GmbH
    • RWE Generation SE

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